The Grand Circle – Eine elfwöchige Rundreise durch die USA (Teil 3)

Die Reiseroute eines Kunden, der den

Tag 54 – Freitag, 31. August 2018

Bye, bye, Yellowstone. Kurz vor Sonnenaufgang ging es weiter Richtung Osten. Unser nächstes Ziel war das „Museum of Flight and Aerial Firefighting“ in der Nähe von Greybull, einem 1500-Seelenort mitten im Nichts von Wyoming. Entdeckt hatte ich diesen Ort, als ich vor drei Jahren mit meiner Tochter hier entlang fuhr. Aus dem Augenwinkel sah ich damals, linkerhand, etliche Flugzeuge, teils in recht erbärmlichem Zustand, mitten in der mit Salbei-Büschen übersäten Ödnis Wyomings vor sich hin rosten. Dass es sich dabei um ein Museum handelte, erfuhr ich erst, als ich, bereits wieder daheim in Deutschland den Ort Greybull googelte. Diesmal wurden die Flugzeuge nicht links liegen gelassen, sondern dem Museum wurde ein Besuch abgestattet. Und dieser Besuch hat sich gelohnt. Eine Gruppe flugbegeisterter Privatleute hat auf eigene Kosten, mit viel Liebe und mit einer Mischung aus Fachkenntnis und Hintergrundwissen für die unterschiedlichsten „Schmuckstücke“ der Fliegerei ein Museum im Museum geschaffen. Das, was präsentiert wird, ist beinahe weniger interessant, als das Wie und das Wo es ausgestellt wird.

Ein Ausstellungsraum im Museum of Flight and Firefighting.
Ausstellungsstücke im Museum of Flight and Firefighting in Greybull, Wyoming.

Das Museum befindet sich in einem zirka 15 Meter langen und 4 Meter breiten Container. Gleich zu Beginn, als wir unsere drei Dollar Eintritt bezahlten, wurde uns eine Museumsbroschüre in die Hand gedrückt, in der die ausgestellten Flugzeugtypen und deren Einsatzgebiet beschrieben wurden. Mit Bedauern wurde uns mitgeteilt, dass man den „Boneyard“, also den Teil des Geländes, den ich vor drei Jahren gesehen hatte, nicht besuchen könne, da die dort abgestellten Flugzeuge in der Nähe einer Landebahn stünden, die noch in Betrieb sei. Daher sei es zu gefährlich, Leute dorthin zu lassen. Direkt hinter der Kasse befand sich der kleine, obligatorische Museums-Shop, in dem man Fliegermützen, T-Shirts, Postkarten, Aufnäher der verschiedensten Flug-Einheiten und anderen Krimskrams kaufen konnte. Im größeren Teil des Containers, dem Ausstellungsraum, wurden wahllos und völlig ungeordnet ganze Cockpit-Armaturentafeln unterschiedlicher Flugzeugtypen, einzelne Armaturen, die unterschiedlichsten Geräte und Ausrüstungsgegenstände zur Bekämpfung von Waldbränden, eine Ahnengalerie berühmter Feuerwehr- Piloten, Flugkarten, Handbücher, ein Autopilot, Zeitungsausschnitte aus den glorreichen Zeiten, als die Flugzeuge noch eingesetzt wurden und noch vieles mehr gezeigt. Alles stand mehr oder weniger wild durcheinander, eine logische Abfolge der Ausstellungsstücke war nicht erkennbar. Was aber deutlich wurde: Die Macher des Museums hielten all das, was sie präsentierten, für wichtig und historisch bedeutungsvoll. Und das machte den Charme des Ganzen aus.

Als wir den Container verließen und das „Flugfeld“ mit den ausgestellten Löschflugzeugen betraten, stolperten wir als erstes über das Kurbelwellen-Gehäuse eines Sternmotors. Eine Erklärung fehlte. Das machte aber nichts, denn wer ein ordentlicher Museumsbesucher ist und sich alles ansieht, der findet auch das zweite Kurbelwellen-Gehäuse und bei dem befand sich dann auch die Erklärung. Auf dem Weg durch den „Flugzeugpark“ sah man auch den Teil eines Flugzeug-Fahrwerks. Es lag diagonal auf einer schlichten Holz-Palette, die unter dem Gewicht des Ausstellungsstückes im Laufe der Jahre teilweise in den sandigen Boden eingesunken war. Hier gab es eine Erklärung, die besagte, worum es sich handelte (Teil eines Fahrwerks) aber wo oben und unten war, wo die Räder gewesen wären und wo es am Flugzeug fixiert worden war, das erkennt der Laie nicht, zumindest ich erkannte es nicht. Alle Erklärungen und Erläuterungen waren offensichtlich in liebevoller Heimarbeit hergestellt worden. Die Beschriftungen befanden sich auf Kunststoff-laminierten Papp-Tafeln, die an Dachlatten befestigt schlicht in einem mit Sand gefüllten Eimer steckten und auf diese Art ihren Zweck perfekt erfüllten.

Mehrere Ausstellungsstücke im Museum of Flight and Firefighting in Wyoming.
Ein altes Flugzeug im Museum of Flight and Firefighting auf der Außenfläche.
Blick auf mehrere Militärflieger, die außer Betrieb sind und im Museum of Flight and Firefighting ausgestellt sind.
Ein weiteres kleines Flugzeug, welches außer Betrieb ist und in Wyoming besichtigt werden kann.
Einige der Ausstellungsstücke im Museum of Flight and Firefighting

Wir haben uns fast zwei Stunden lang dort umgesehen, sind in die ausgestellten Flugzeuge geklettert, nur um zu erkennen: Das sind lediglich leere, zusammengenietete Aluminiumhüllen, also eigentlich Schrott. Irgendwie machte alles einen recht dilettantischen, naiven Eindruck und trotzdem war es keineswegs lächerlich. Trotz all dieser Unzulänglichkeiten haben wir großen Respekt vor den Machern dieser Ausstellung bekommen, die sie zwar offensichtlich ohne Konzept, mit den einfachsten Mitteln und mit sehr wenig Geld, dafür aber mit ganz viel Herzblut, Enthusiasmus, Liebe und großem persönlichen Engagement zusammengestellt hatten. Und sie waren sichtlich stolz auf ihr Werk. Und ich habe gelernt, dass dort ein Flugzeug steht, das bis heute den Weltrekord für Non-Stop Langstreckenflüge für Flugzeuge mit Verbrennungsmotor betriebenem Propellerantrieb hält: Der Flug begann in Perth und führte über Indonesien, Indien, Türkei, England, und Grönland nach Chicago. Die kürzere Strecke über die endlose Wasserfläche des Pazifiks wollte man meiden und hat deshalb den längeren Weg gewählt, der größtenteils über Land führte.

Vom Museum bis zu unserem Campground war es nur noch ein kurzes Stück zu fahren, aber die Straße führte durch einen wunderschönen Teil Wyomings, die Big Horn Mountains.

Wie aus dem Nichts erhebt sich dieser uralte Gebirgsstock in Höhen von über 3000 Metern.

Big Horn Mountains

Am Straßenrand hat die Forstverwaltung Tafeln aufstellen lassen, auf denen das Alter der jeweiligen Gesteinsformation vermerkt ist, durch die man gerade fährt. Dem aufmerksamen Beobachter fällt sofort auf, dass mit zunehmender Höhe die Gesteinsarten immer älteren Datums sind. Das liegt daran, dass bei dem gesamten Bergmassiv während seines Entstehungsprozesses, im wahrsten Sinne des Wortes, das Unterste zu Oberst gekehrt wurde. Oder anders gesagt: Als dieses Gebirge aufgefaltet wurde, ist es von den Kräften im Erdinneren nicht nur schräg nach oben gedrückt, sondern senkrecht gestellt und dann immer weiter geschoben worden, bis es „Übergewicht“ bekam und umgekippt ist. Deshalb konnten wir heute in 2800 Metern Höhe auf 2,5 Milliarden Jahre altem Granit herumfahren.

A. Ziemer, Juli-September 2018

Noch nicht genug? Hier geht’s zum ersten, zweiten, zum letzten Teil und hier entlang zu den Tipps.

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