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Quer durch die USA – Reisebericht Teil 3
Die letzte Etappe der Reise unserer Gewinner
© Familie Hartmann
Jetzt neigt sich die Reise der Gewinner unseres Los Angeles Gewinnspiels dem Ende zu. Noch sechs Tage bis L.A..
Chicago, die Niagarafälle, Nashville, Graceland in Memphis sowie Goldmienen, Cowboys, Wüste und was noch zum wilden Westen gehört, haben Jürgen und seine Frau Moni Hartmann bis jetzt besucht. Die letzten Tage führen von den Cowboys zurück in die Metropole San Diego und anschließend weiter bis zum letzen Etappenziel – Los Angeles.
(Hier finden Sie die gesamte Reiseroute)
TAG 16
Früh starten wir unser Ochsengespann, brechen unser Tipi ab und fahren nochmal nach Tombstone. Eigentlich wollen wir die dortige Post aufsuchen.
Die ist aber zu. Der ansässige Sheriff begrüßt uns freundlich und nachdem wir unsere Colts abgegeben haben… Spaß beiseite. Wir wollen heute noch die Silbermine anschauen und dann weiterfahren. Aber wie so oft. Es brummt und summt im Städtchen. Eine Parade zu Ehren des ältesten Rosenbusches im Dorf. Kein Witz: Rosenbusch. Und das müssen wir uns natürlich anschauen. Voraus die örtliche Blaskapelle, dann der örtliche Reiterverein in voller Montur inkl. Bewaffnung. Dann kommen lauter Ford Mustang, bestimmt 25 Stück, einer schöner als der andere – und der Sound. Die gehobenen Damen und die leichten Damen durften natürlich auch nicht fehlen. Und das Ganze in Westernklamotten. Total authentisch. Am Schluss noch eine Postkutsche! und eine Gruppe Viper. Zum Niederknien. Zumindest ich. Das Ganze hat gut eine Stunde gedauert. Jetzt aber schnell zur Silbermine.
© Familie Hartmann
Der Besitzer und frühere Bürgermeister erklärt uns, dass die Stadt am Sterben ist. Im Gegensatz zum Leitsatz der Stadt, too tough to die, gehe es stark bergab. Vor zehn Jahren kamen noch 650.000 Besucher, heute sind es noch 200.000. Anzahl rückläufig. Das liegt daran, dass die Jungen die alten Western nicht mehr kennen und die Alten aussterben. Und die alte Silbermine lockt auch nicht den Hund hinter dem Ofen vor. Tombstone gehört zu den sechs am meisten schrumpfenden Gemeinden Amerikas. Traurig traurig.
Sie gehörte zu ihrer Zeit zu den größten in Amerika. Die ganzen Silberdollars wurden mit dem Silber aus dieser Mine geprägt. Aber man glaubt kaum, unter welchen Bedingungen hier gearbeitet wurde. Zehn Stunden im Dunkeln. Durchschnittliches Alter 28. Gestorben meist durch Unfall, Lungenkrankheit durch den Staub oder vergiftet durch das Essen, das die Minenarbeiter in Blechdosen dabei hatten. Nach der Führung machen wir uns auf den Weg. Ein bisschen wehmütig. Unser Weg führt uns wieder auf die Interstate 5 über Benson, wo wir unseren Vorrat an allem Wichtigen auffrischen. Bier, Rotwein und um Moni gerecht zu werden etwas Gemüse.
© Familie Hartmann
Kurz vor Tucson sind wir wieder runter von der Bahn und querfeldein Richtung Saguaro Nationalpark. Schon bald tauchen die ersten Kaktusse, Verzeihung Kakteen auf. Übermannnsgross stehen sie in der kahlen Gegend. Ich muss irgendwie immer an den lonesome Cowboy im Sonnenuntergang denken. Zuerst machen wir uns im Desert Museum über Öffnungszeiten und Preise schlau. Dann geht es ab in den einsamsten Campground, den ich kenne. Gilbert Camp. Mitten in der Wüste. Kein Office, keine Dusche (aber super saubere Restrooms) und eine göttliche Ruhe. Nur Moni hat etwas Angst, wenn ich mich mehr als zehn Meter vom RV wegbewege. Ich muss zugeben, ich habe auch aufgepasst, dass mich keine Rattle Snake erwischt. Dafür gab’s wunderschöne Nachtaufnahmen und einen ruhigen Schlaf.
TAG 17
Wie die Zeit vergeht. Heute wird das Desert Museum besucht. Ganz früh stehen wir an der Kasse, um unseren Obulus zu entrichten. 20 Dollar pro Person sind nicht gerade billig. Mal schauen, ob sich das lohnt. Und im Voraus, ja es lohnt sich. Der Park ist sehr großzügig angelegt und in bestimmte Themen unterteilt. Und überall sind Ranger, um Fauna und Flora zu erklären. Nirgends hat man das Gefühl, dass die Tiere sich nicht wohlfühlen. Außer den Schlangen in den sehr kleinen Terrarien, das war ein bisschen erbärmlich. Es gab Berglöwen, einen Schwarzbären, Wildkatzen und anderes Getier, das in dieser Wüste und in der Nähe wohnt. Nur der Stachelrochen zum Streicheln war ein bisschen weit hergeholt. Was aber noch viel besser war, war der Kakteen-Garten. Es gibt hunderte verschiedene Arten von Kakteen. Und wir hatten das Glück, dass sie zum Teil blühten. Ich bin normalerweise nicht so der Gartenfreund aber das hat mich schon fasziniert. Und wieder lernt Monika eine Amerikanerin kennen. Nein nicht aus München, nein nicht aus Deutschland, sondern aus Belgien. Schon seltsam, wenn eine Deutsche und eine Amerikanerin sich mitten in der Sonora Wüste auf Französisch unterhalten.
© Familie Hartmann
Rückzug ist gegen Mittag und wir haben ja noch einige Kilometer vor uns. Bis Yuma wollen wir kommen. Das wäre die Hälfte der Strecke bis San Diego. Aber es zieht sich. Die Wüste nimmt kein Ende. Aber irgendwann haben wir es geschafft. Allerdings ist unser erster anvisierter Platz mehr etwas für Golfer. Hier scheint ein Freizeitresort für Golfspieler zu sein. Schließlich finden wir einen Platz am Ende der Stadt. Nicht der schönste, aber die Sanitäranlagen sind sehr sauber und die Palmen am Eingang sind beleuchtet, wie an Weihnachten. Was will man mehr.
TAG 18
Heute schlagen wir uns nach San Diego durch. Als wir Yuma verlassen, denken wir nicht gleich ans Tanken. Und was folgt, ist eine wirklich verlassene Wüste und eine steil bergaufführende Interstate. Unruhig schauen wir immer wieder auf die Tankanzeige. Wir nehmen jetzt jede Tankstelle, die kommt! Und endlich, in Ocotillo tanken. Aber günstig ist es jetzt nicht mehr! 3,79 für eine Gallone! OK – ist ja Wüste, aber fortan wird der Sprit bis Los Angeles nicht mehr billiger. Dafür können wir jetzt entspannt die wilde Felsenlandschaft bewundern, die uns begleitet. Was uns noch von Weitem auffällt, sind die vielen Hubschrauber. Die Bordercontrol hatte uns ja schon zweimal am Wickel. Aber Hubschrauber sind neu.
Von unserem Sohn hatten wir den Auftrag, in einem Outlet nach Chucks zu schauen und käuflich zu erwerben, wenn der Preis genehm ist. Aber bis jetzt kein Outlet in Sicht. Ich hatte gehofft, irgendwie um das Ganze herum zu kommen. Aber das Team Moni-Andi (über WhatsApp) kundschaften einen solchen Laden aus, wo es solche Turnschuhe gibt. Ich hab gar nicht gewusst, dass Andi noch Turnschuhe braucht. Er hat doch gar kein Turnen mehr. Aber egal. Was mich hätte stutzig machen sollen, der Laden liegt direkt an der mexikanischen Grenze und der Laden ist kein Laden, sondern ein Dorf. Und alles Mexikaner. Ich habe das erste Mal in meinem Leben zum Turnschuhe kaufen mein Navi benutzt. Ohne Scherz. Und als Mann von Welt wollte ich ein Hemd kaufen. 43 Dollar. Ok, über meinem Budget, aber es gehen ja noch 40 % weg. Das geht grad so. An der Kasse wird mir dann schwarz vor Augen. Die Prozente waren schon weg und der tax kommt noch oben drauf. Jetzt noch die Schuhe. Schuhe einkaufen ist nicht so meins. Schnell rein und probieren, Preis schauen und wieder raus.
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Aber Schuhe kaufen für anderleuts Füße, die farblich passen, deren Größe man nur ungefähr kennt und dann nur die europäischen Normmaße, die hier nicht gelten. Gut, dass Moni das alles gemanaged hat. Ich wäre gegangen und hätte zu Hause erzählt, das Outlet Dorf sei abgebrannt. Aber alles klappt und beim Rausfahren sind wir auch nicht über die Grenze gefahren. Obwohl wir mehrmals nach der Himmelsrichtung geschaut haben.
Nun haben wir den südlichsten Punkt hinter uns gelassen. Ab jetzt nur noch nach Norden. Am Abend kommen wir dann auf dem KOA in San Diego an. Kurz einkaufen, mit Moni über Fleisch und Bierzuteilung streiten. Kompromiss finden, Grillkohle kaufen, grillen und um 9 pm ins Bett. Übrigens Food4less hat Zweikilo-Steaks und frittierte Hühnerhaut. Als ich das gesehen habe, musste selbst ich mich umdrehen und gehen.
TAG 19
Heute wollen wir uns San Diego anschauen. Bin mal gespannt. Ich bin normalerweise kein Großstadtmensch, aber San Diego ist wirklich sehenswert. Zuerst müssen wir aber mal hinkommen. Mit dem Camper wollen wir nicht fahren. Also öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Wir haben zwar einen Plan, aber für mich, der nicht mal in München mit der U-Bahn zurechtkommt, war das schon eine große Herausforderung.
Aber wie immer wird uns geholfen. Man darf nur keine Hemmungen haben, zu fragen. Am Schluss haben uns die Leute sogar den Weg gezeigt, obwohl wir uns schon auskannten. Übrigens: Trolley ist in San Diego nicht der ziehbare Reisekoffer, sondern die S-Bahn. Gut beschildert und auch für uns Landeier verständlich. Endlich kommen wir im Seaport Village an.
Als erstes ist der Flugzeugträger USS Midway fällig. Ein gigantisches Teil. Den Eintritt mit 20 Dollar kann man fast als human bezeichnen. Dafür wird einem schon was geboten. Alte Seeveteranen erzählen ihr Seemannsgarn, die tragbare Audioanlage erklärt mir auf Deutsch, was gerade zu sehen ist und Gifts und Patches gibt es auch in Hülle und Fülle.
© Familie Hartmann
Danach kommt Seaport Village. Ein wirklich sehenswertes Viertel direkt am Hafen. Alte Fischerkneipen neben modernen kleinen Imbissläden. Viel Grün und ein lustiges Völkchen. Vom Steinmännchenbauer, der Moni das Herzchakra erklärt, über Männer, die Drachen steigen lassen, bis zu den ganzen Touranbietern ist alles vorhanden.
Touren werden in allen Preislagen und Größen angeboten. Wir machen uns aber selbst auf den Weg. Nach dem Seaport Village geht’s ins Gaslamp Quarter. Das ist das eigentliche frühere Hafenviertel. Dort hat sich wohl früher das leichte Gesindel rumgetrieben. Heute ist dort alles gesittet und ruhig, zumindest tagsüber. Dieses Viertel ist wirklich einen Besuch wert. Überall kleine Kneipen und Läden. Was uns allerdings hier aufgefallen ist, dass sich hier sehr viele homeless rumtreiben. Gut, die waren auf unserer gesamten Reise zu sehen. Aber hier waren es schon extrem viele und vor allem total fertige Typen.
Und noch was ist uns aufgefallen. Im Hafen patrouillierte die bewaffnete Wasserwacht. Am Himmel kreisten permanent Hubschrauber und selbst im Campground fuhren Sheriffs Streife. Ob das immer schon so war, weiß ich nicht. Irgendwann spät nachmittags treten wir dann mit lahmen Füßen den Heimweg an. Die Verbindung mit Bus und Bahn bzw. Trolley klappte super und wir waren in Rekordzeit wieder zu Hause. Wir haben noch Reste vom Vortag gegrillt und sind dann hundemüde ins Bett.
TAG 20
Den letzten wirklichen Urlaubstag wollen wir nochmal in Ruhe geniessen. Wir fahren mit unserem Camper zum Imperial-Beach. Dieser Surfer-Ort befindet sich am südlichen Ende der Lagune von San Diego. Schöner Sand, hübsche Mädels und lauwarmer Wind. Was will man mehr. Nur Moni kam zu kurz. Sie hat immer nach David Hasselhoff von Baywatch Ausschau gehalten. Der hatte aber heute frei. Übrigens, das Wasser war saukalt. Ich kann die Surfer nicht verstehen, die hier zum Teil in Shorts ihrem Sport fröhnten. Brrrrr….
Zum Abschluss fahren wir noch über die Coronado-Bridge, die nach San Diego hineinführt. Moni ist gefahren und ich habe navigiert und gefilmt. Als wir auf die Brücke auffuhren, bekam Moni ganz schweissnasse Hände und wurde immer unruhiger. Die Brücke führt nämlich zuerst ziemlich steil nach oben. Und gesichert wird das Ganze nur durch eine kleine Mauer mit vielleicht 50 cm und du bist ca. 70 Meter über der Bucht von San Diego. Eine tolle Aussicht, aber Moni konnte sie nicht so recht genießen. Irgendwann ist auch dieser Tag zu Ende und es kommt schon Wehmut auf. Morgen geht’s zur letzten Station nach LA.
© Familie Hartmann
TAG 21
Nun geht’s Richtung L.A.. Wir fahren auf der I5 Richtung Norden. Bald wird’s langweilig und wir beschließen, am Pazifik entlang nach Oceanside zu fahren. Schön hier. Und da uns der Anblick gefällt, versuchen wir, weiter am Meer entlang zu fahren. Ein Fehler, ein schwerer Fehler. An der nächsten Kreuzung geht es leicht bergauf und das Schild für den Ocean HWay zeigt nach rechts, Moni will nach links. Also fahren wir nach links. Kaum sind wir über der Kuppe und 100 Meter in die neue Richtung gefahren, nähern wir uns einem Navy Checkpoint. Scheibenkleister. Ich kann doch nicht auf den Navystützpunkt fahren. Also Bremse rein und rückwärts wieder raus. Im Rückspiegel war gähnende Leere. Und dann der Einschlag. Der Schock sitzt tief. Ich steige aus und hinter uns steht ein riesengroßer chromblitzender schwarzer Pickup. Und hinter dem Steuer sitzt ein total genervter Marinesoldat. Das Auto ist ein Leihwagen und muss morgen abgegeben werden. Aber nach kurzem Palaver taut er auf und hilft uns mit dem Telefonat mit der Versicherung usw.. Inzwischen ist auch die Militärpolizei eingetrudelt, da wir uns auf Militärgelände befinden. Und wieder passiert das, was immer passiert. Es wird einem geholfen. Nach einer Stunde ist alles geklärt. Jetzt bin ich nur noch auf die Kosten bei El Monte gespannt.
Übernachtet wird in Anaheim, und hier der nächste Schock. 94 Dollar für einen Stellplatz auf einer Betonplatte. Und das nur, weil der Disneypark um die Ecke ist. Am Abend wird unser Camper noch auf Hochglanz gebracht, alle Fächer kontrolliert und alle Geschenke in die Koffer verpackt. Ich mache mir Gedanken über das zulässige Gesamtgewicht.
© Familie Hartmann
Letzter Tag und Abflug
Wir sind ziemlich früh bei El Monte und hier wird die Übergabe fast noch schneller abgehandelt, als die Übernahme. Der Schaden wird nur kurz begutachtet und mit 300 Dollar abgehandelt. Wirklich kulant.
Mit dem El Monte-Shuttle werden wir zum Flughafen gefahren. Unser Flieger startet um 19 Uhr. Good bye America. Mit steifen Knochen und einem Jetlag vom Feinsten kommen wir in Zürich an. Leider ist ein unglaublich toller Urlaub vorbei.
Familie Hartmann, April 2017
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